Liebe Menschen,
jetzt beginnt ja wieder diese gemütliche Zeit, also Sofakuscheln und vor dem Ofen liegen und sich aufwärmen, wenn es draußen nasskalt und windig ist. Wir haben es schön.
Meinen Brüdern und Schwestern in Italien steht hingegen ein schlimmes Schicksal bevor. Sie sollen in den grausamen Lagern weggesperrt bleiben, über viele Jahre leiden und auf Raten sterben. Kalter Beton – kein warmes Bettchen, kaum Futter, keine Liebe. Wie bösartig!
Mich wollten sie Ende September schon nicht mehr rauslassen. Mitfühlenden Menschen habe ich es zu verdanken, dass ich aus dem Lager befreit werden konnte. Es ist so wichtig, dass der Sichere Hafen weiterhin ein Zufluchtsort für uns bleiben kann. Vergesst uns Hunde nicht, wenn ihr an euer bevorstehendes Weihnachtsfest denkt …
Francesco hat es ja schon verpetzt: Am achten Tag in meinem Zuhause habe ich Jonathan angefallen - wegen meines Kauknochens. Man sagt, ich hätte mich wichtig gemacht. Ja, ich hab geknurrt, und als Frauchen mir den Knochen abgenommen hat, habe ich mich mit Joni in die Wolle bekommen, der sich so ein Verhalten nicht bieten lassen wollte. Hoffentlich hab ich es mir mit ihm nicht dauerhaft verscherzt, denn seit diesem Vorfall spielte er nur noch einmal mit mir ...
Und … auch Louis habe ich zweimal angefallen. Er hat mich an der Terrassentüre angerempelt, da hab ich mich so aufgeregt! Und obwohl Louis sich auf den Rücken geworfen hat, hab ich weiter geknurrt und sehr böse, schmale Augen gemacht.
Ein anderes Mal spielten Franci und ich im Hof, als Louis auf mich zukam, um sich an dem Spiel zu beteiligen. Ich hab ihm sofort eine gegeben. Wir haben gekämpft und geknurrt, die Menschen versuchten uns zu trennen - erfolglos. Hinterher humpelte Louis und weinte. Frauchen erklärte, dass Louis eben temperamentvoll und manchmal etwas ungeschickt ist und es ganz sicher nicht böse meint.
Zu meiner großen Freude hat Francesco mein Geschenk angenommen (ich habe ihm eine Kastanie geschenkt), seither sind wir Freunde! Er hat mir beigebracht, wie man schnell und kurvenreich durch den Garten rennt. Ich habe schon Muskeln aufgebaut, und ich bin auch nicht mehr so schnell aus der Puste. Manchmal kostet er es aus, wenn ich darauf warte, dass er endlich aus dem Versteck hinter dem Schuppen herausgeschossen kommt, ich belle aufgeregt und hüpfe, doch er lässt mich zappeln. Ich mag ihn wirklich sehr. Und angefallen habe ich auch niemanden mehr … ich will ein lieber Hund sein, ehrlich!
Manchmal nage ich noch an meinem Handgelenk (Lagermacke), ich stelle die Pfote auf die Krallen und beiße richtig fest hinein. Das soll ich mir abgewöhnen. Überall im Wohnzimmer liegen Holzstücke, die ich benage, das hilft mir. Meine Menschen sagen: Das wird schon. Ich glaube, die mögen mich hier alle. Ich hatte ja noch nie eine Familie ...
Liebe Grüße
Euer Lexus