Ciao, ich bin’s der Garent, aber jetzt heiße ich Francesco!
Ganz spontan hat es sich ergeben, dass ich ausreisen durfte. So ein Glück, jemand hat sich für MICH entschieden! Ich fuhr mit den beiden Menschen im Auto nach Hause. Während der Fahrt saß ich mit Frauchen auf der Rückbank. Anfangs war ich sehr aufgeregt, konnte mich nicht hinlegen, hab gespeichelt und gehechelt. Doch bald kam ich zur Ruhe, schaute aus dem Fenster, und irgendwann waren wir zuhause. Mein Zuhause, was es doch für Wunder gibt ...
Frauchen stieg mit mir aus und wir gingen ein paar Schritte in den Garten. In der Zwischenzeit hat Herrchen die drei wartenden Hunde aus dem Haus gelassen, das sind Jonathan (ein pro-canalba-Hund, der letztes Jahr hier einzog), Mira, die Dienstälteste (im Frühjahr wird sie zwölf Jahre alt), und Louis (er wird bald neun Jahre alt). Ich hab mich beschnüffeln lassen und war respektvoll den anderen gegenüber. Mira hat ein, zwei Mal gebellt (das macht sie immer so, meinte Frauchen). Ich hab Pipi gemacht, mir den großen Garten angeschaut und überall geschnuppert. Es ging vorbei am Hühnergehege, so was hab ich ja noch nie gesehen …? Unter den großen Bäumen durch, am Teich entlang, bis ganz nach hinten, wo man aus dem Gartentor über die Felder sehen kann. Wir drehten eine große Runde.
Ins Haus kommt man über ein kurze Treppe, da bin ich einfach hochgelaufen, so wie die anderen es mir gezeigt haben, ich hab gar nicht überlegt. Die Menschen haben mich sehr gelobt. Wir wurden auf der Terrasse abgetrocknet, weil der Sonntag ein nasser Regentag war, dann sind wir reingegangen.
Was niemand ahnen konnte: Kater Wladimir, genannt Waldi, saß in der Küche auf dem Stuhl und wurde offensichtlich von der neuen Situation sehr überrascht. Es standen vier Hunde in der Tür – und einen, nämlich mich, kannte er nicht. Weil Waldi sich in die Enge getrieben fühlte, rannte er (zur doppelten Größe aufgeplustert) über die Küchenzeile, beschleunigte und flog mit ausgebreiteten Beinen in einem Meter Höhe in den Flur, wo er beinahe mit Louis kollidierte. Der konnte grade noch ausweichen, wodurch Waldi ihn knapp verfehlte und völlig panisch in die obere Etage verschwand. Damit hatte niemand gerechnet, denn Waldi, so weiß hier jeder, ist der beste Kumpel von Jonathan (siehe Jonathans Happy End). Es dauerte zwei Tage, bis Waldi sein Trauma überwunden hatte. Dann schlich er sich auf einen halben Meter an mich heran um mich abzuchecken. Sein Bruder Vitali war von Anfang an ganz cool und bewegte sich völlig normal durchs Haus – aber jetzt hatte ICH ein wenig Angst vor diesen seltsamen Tieren und machte zwei Schritte zurück, wenn die Katzenbrüder sich näherten.
Am zweiten Tag sind wir alle vier Gassi gegangen, es ist Matschewetter, aber es regnete mal nicht, war also ganz okay. Ich hab schon mehrmals am Tag feine Sachen gegessen. Frauchen hat alles angeboten, was sie parat hatte – und ich hab gefuttert und alles vertragen. Sie erzählte mir, dass Jonathan ein schwieriger Esser gewesen war, aber ich sei pflegeleicht. Mir schmeckt grüner Pansen, Rindfleisch, Nassfutter, Trockenfutter, geriebene Möhrchen und Apfel, Hirtenkäse, Parmesan, Nudeln … Lecker! Und wenn ich durstig bin, trinke ich im Flur aus dem Napf.
Frauchen ist sehr stolz auf mich, sie sagt, ich sei der erste Hund, der „sagt“, wenn er mal raus muss. Ich stehe vor der Terrassentür und gucke. Meine Menschen verstehen, dass ich dann Pipi muss, sie ziehen mir mein Geschirr an, und wir gehen raus. Einmal bin ich im Wohnzimmer unter den Tisch gegangen und habe am Teppich gekratzt, es ging sofort raus und ich hatte einen großen Geschäftsabschluss. Ich hab noch nie ins Haus gemacht, ist doch selbstverständlich, oder? (Ja, ich weiß, bei Jonathan war das anders, aber vielleicht war es nicht seine Schuld, vielleicht waren die Menschen nicht so aufmerksam?)
Ein paar Mal hab ich die Pfoten in der Küche auf den Tisch gelegt und einmal hab ich eine Schüssel ausgeleckt, die dort stand (da war ein Rest Frischkäse drin, hmmm!), einen Korkuntersetzer hab ich angeknabbert und versucht in ein Kabel zu beißen, aber sonst war ich sehr lieb. Sie haben mich sehr geknuddelt, ich wurde gebürstet, und Frauchen hat meine Krallen gekürzt. Nur meine Zähne seien nicht so ganz okay, ich hätte so graue Beläge, meinte sie. Na mal sehen, ob Frauchen die abbekommt ...
Ich habe einen Kauknochen und einen Schlumperknoten bekommen und einen Ball, der mit Futter gefüllt ist. Ich glaube, ich komme hier ganz gut klar. Heute, am ersten November, hat Herrchen mir die Schleppleine drangemacht, so kann ich mal rennen, und Jonathan hat mich im Garten kurz angespielt. Oh, da freu’ ich mich schon, wenn ich wieder mit jemandem so richtig frei toben kann. Die Menschen meinen, ich verhalte mich wie ein Welpe, und dass ich sehr den Körperkontakt suche. Ja, das ist schön. An der Schleppleine hab ich zum ersten Mal mein Bein gehoben beim Pipimachen.
Eine Bitte hätte ich noch an euch, liebe Leser: Mein Kumpel HACHI ist noch im Sicheren Hafen. Könnte ihn nicht jemand von euch zu sich nehmen? Jemand, der einen oder mehrere Hunde hat, die gerne spielen? Das würde mich so für HACHI freuen, ihr wisst doch, es gibt Wunder - wenn man sie möglich macht. Menschen können das!
Ich melde mich wieder.
Euer Francesco